4. ISTAF INDOOR Düsseldorf: Disziplinen-Check

Sieben Disziplinen – sieben packende Wettbewerbe: Das erwartet die Leichtathletik-Fans am Sonntag, 4. Februar 2024 im PSD BANK DOME // Stand: 01.02.2024, 22 Uhr

60 Meter Para-Sprint Männer: Para-Sprintstars feiern Premiere beim ISTAF INDOOR

Paralympics-Sieger, Welt- und Europameister: Erstmals sind die Para-Sprintstars beim ISTAF INDOOR im Düsseldorfer PSD BANK DOME mit dabei. „Wie beim ISTAF im Berliner Olympiastadion wollen wir auch beim ISTAF INDOOR die Para-Sprints etablieren und im Jahr der Paralympics zum Auftakt den Blick auf die herausragenden Sprinter aus unterschiedlichen Startklassen lenken“, sagt Meetingdirektor Martin Seeber. „Bereits seit vielen Jahren gehören Nachwuchs-Wettbewerbe im Rollstuhlschnellfahren fest zu unserem Programm. Jetzt können sich die Fans in Düsseldorf und Berlin auch auf schnelle Sprint-Rennen der Para-Stars freuen.“

Gleich zum Debüt in Düsseldorf präsentiert sich ein Weltklasse-Feld über 60 Meter den Leichtathletik-Fans. Natürlich darf dabei Deutschlands Ausnahmesprinter Johannes Floors (28) nicht fehlen. Der Paralympics-Sieger von Tokio (400 m) und Rio (4×100-m-Staffel) sowie siebenfache Weltmeister hält in seiner Startklasse (T62; beidseitig unterschenkelamputiert) die Weltrekorde über 100, 200 und 400 Meter. Die 100 Meter sprintete er bereits in 10,54 Sekunden.

Ebenfalls im PSD BANK DOME Düsseldorf und der Mercedes-Benz Arena Berlin dabei ist Leverkusens Youngster Noah Bodelier. Der 20-Jährige ist im Sprint und Weitsprung zu Hause und peilt dieses Jahr in Paris seine erste Paralympics-Teilnahme an. Von der Bestzeit her (12,09 sec über 100 m) kann der Youngster (Klasse T64, einseitige Unterschenkelamputation) noch nicht ganz mithalten mit den Stars der Szene.

Auch der Aufsteiger des Vorjahrs fehlt bei den größten Hallenmeetings der Welt natürlich nicht: Maxcel Amo Manu (Klasse T64) lief 2023 bei der WM in Paris zum Gold-Double über 100 und 200 Meter. Mit einer 100-Meter-Bestzeit von 10,64 Sekunden trennt ihm nur eine Zehntelsekunde von Johannes Floors. Der Italiener gewann 2021 auch den Para-Sprint beim ISTAF im Berliner Olympiastadion vor Johannes Floors.

Mit Joel de Jong kommt ein weiterer amtierender Weltmeister zum ISTAF INDOOR. Der 21 Jahre alte Niederländer gewann 2023 den T63-Titel (oberschenkelamputiert) über 100 Meter in Paris. Sein Landsmann Olivier Hendriks (T62, beidseitig unterschenkelamputiert) ist noch zwei Jahre jünger, trotzdem wurde er 2021 in Tokio bereits Paralympics-Zweiter über 400 Meter. Der Brite Zac Shaw ist auf den 100 Metern zu Hause und damit auch für die 60 Meter in der Halle prädestiniert. Er startet in der Klasse T12 (Sehbehinderung).

60 Meter Männer: Deutsche Asse fordern Vorjahressieger

Ganz schnell unterwegs ist in der kurzen Hallensaison bisher der deutsche 60-Meter-Rekordler. Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) stieg vergangen Samstag mit 6,59 Sekunden in Frankfurt in die Saison ein. Sein deutscher Hallenrekord, den er sich mit Julian Reus teilt, steht bei 6,52 Sekunden. „Die Zeit war zum Einstieg super. So kann die Saison losgehen“, sagte Kevin Kranz. Der Hesse hatte sich 2023 in der Hallensaison am Fuß verletzt. Nach dem Bruch des Sesambeins musste er längere Zeit pausieren. Nun hat er sich furios zurückgemeldet. Weitere Steigerung beim ISTAF INDOOR nicht ausgeschlossen.

Mit den beiden Münchnern Yannick Wolf und Aleksandar Askovic sowie Julian Wagner (LC Top Team Thüringen) sind drei weitere deutsche Sprint-Asse in der NRW-Landeshauptstadt mit dabei. Das Trio peilt Zeiten um oder sogar unter 6,60 Sekunden an. Speziell Julian Wagner hat beste Erinnerungen an das ISTAF INDOOR. Bei der Auflage 2023 in Berlin steigerte der Erfurter seine immer noch gültige Bestzeit auf 6,55 Sekunden.

Natürlich wird die schnelle internationale Konkurrenz den deutschen Assen das Rennen um den Sieg nicht leicht machen. Zu gern möchte Vorjahressieger Jeremiah Azu (Großbritannien; PB: 6,56 sec) seinen Triumph über 60 Meter wiederholen. Mit einem Sieg im PSD BANK DOME liebäugeln auch die erfahrenen Sprinter Emmanuel Matadi (Liberia; PB: 6,52 sec) und Arthur Cissé (Elfenbeinküste; PB: 6,53 sec). Der 27-Jährige ist beim ISTAF INDOOR stets in Top-Form. Schließlich lief der Landesrekordler drei seiner vier besten 60-Meter-Zeiten auf der blauen Sprintbahn in Düsseldorf und Berlin.

60 Meter Hürden Männer: Youngster im Hürdenwald

Der Hürdensprint ist eine Disziplin, die viel Erfahrung erfordert. Schließlich werden die Hürden zwischen der U20-Klasse und den Männern sieben Zentimeter höher. Diese schnell zu überlaufen, erfordert eine Umstellung der Technik, die eine Zeit dauern kann. Den Startern im PSD BANK DOME ist das problemlos gelungen. Schließlich ist der Älteste der sechs Hürdensprinter, die am Sonntag in Düsseldorf starten, im Dezember erst 24 Jahre alt geworden.

Ein Hürden-Youngster, der 2023 beim ISTAF INDOOR in Düsseldorf seinen Durchbruch hatte, ist natürlich wieder mit dabei. Der Pole Jakub Szymanski stürmte vergangenes Jahr mit 20 Jahren in 7,63 Sekunden sensationell zum Sieg. Mittlerweile ist der Hallen-EM-Zweite schon bei 7,52 Sekunden angekommen – die viertschnellste Zeit des Jahres – und klopft ans Tor zur Weltklasse. Dort ist Asier Martinez bereits seit Längerem gelandet. Der Europameister von München und WM-Dritte von Eugene über 110 Meter Hürden ist zwar nicht der ausgemachte Hallenspezialist. Doch mit 7,49 Sekunden (WL) reist auch der 23-Jährige mit einer „frischen Bestzeit“ im Gepäck nach Düsseldorf. Schneller ist in diesem Jahr weltweit noch niemand gelaufen.

Mit einer Bestzeit kommt auch Manuel Mordi zum ISTAF INDOOR. Der Deutsche Meister über 110 Meter Hürden vom Hamburger SV legte mit 7,67 Sekunden in Chemnitz vor Wochenfrist einen starken Auftritt hin und blieb damit erstmals unter 7,70 Sekunden. Sogar vier Hundertstel schneller war in seiner Karriere bereits Tim Eikermann. Mit 7,72 Sekunden kam der Deutsche Hallenmeister vom TSV Bayer 04 Leverkusen allerdings in diesem Jahr noch nicht ganz an seine Bestmarke heran. Auf eine Steigerung seines Hausrekords (7,87 sec) hofft sein Vereinskollege Stefan Volzer. Was wäre dafür besser geeignet als die große Bühne beim ISTAF INDOOR

Stabhochsprung Männer: Höhenjäger Bo Kanda Lita Baehre feiert Comeback in seiner Heimatstadt

Ein besonderes Erlebnis wird das ISTAF INDOOR Düsseldorf für einen waschechten Düsseldorfer: Bo Kanda Lita Baehre kehrt auf die große Leichtathletik-Bühne zurück. Mehr als sechs Monate nach seiner Meniskus-Verletzung startet der amtierende Deutsche Meister und EM-Zweite am Sonntag im PSD BANK DOME in die Olympia-Saison. Beim Comeback in seiner Heimatstadt trägt das in Düsseldorf geborene Stabhochsprung-Ass zum ersten Mal wieder das Trikot seines neuen Vereins ART Düsseldorf. Seine ersten Erfolge als Jugendlicher hatte er bis 2015 bereits im ART-Dress gefeiert.

„Mein Comeback in Düsseldorf beim ISTAF INDOOR feiern zu können, ist sehr cool, zumal es auch der erste Start für meinen neuen Verein sein wird. Ich freue mich riesig“, sagt Bo Kanda Lita Baehre. „Düsseldorf ist meine Heimatstadt – und das ISTAF INDOOR ein Top-Format.“ Im Juli 2023 war der 24-Jährige beim Diamond-League-Meeting in Monaco bei einem Sprung in den Einstichkasten gestürzt. Es folgte eine Meniskus-OP und eine intensive Reha in Düsseldorf. Seit November schuftete der Deutsche Meister in Stellenbosch (Südafrika) bei seinem Trainer Chauncey Johnson über viele Wochen für sein Comeback. „Natürlich kamen private Dinge zu kurz. Aber die Entscheidung, nach Südafrika zu gehen, war hundertprozentig richtig. Chauncey und ich verstehen uns gut. Wir konnten an vielen Stellschrauben drehen“, erzählt Bo Kanda Lita Baehre, der auch im „Team Düsseldorf“ steht, dem Elite-Förderteam von D.SPORTS, das Athletinnen und Athleten auf ihrem Weg zu den Olympischen und Paralympischen Spielen unterstützt.

Beim ISTAF INDOOR trifft Bo Kanda Lita Baehre auf Weltklasse-Konkurrenz: Der zweimalige Weltmeister Sam Kendricks (USA) ist ebenso dabei wie der polnische Sechs-Meter-Springer Piotr Lisek, der Olympia-Vierte Emmanouil Karalis aus Griechenland und sein ehemaliger Teamkollege Torben Blech vom TSV Bayer 04 Leverkusen. Besonders Sam Kendricks will in Düsseldorf hoch hinaus. Dass der zweimalige Weltmeister in Top-Form ist, bewies er bereits vergangenes Wochenende bei seinem Sieg in Lodz mit 5,82 Metern. Erst 6,00 Meter waren zu hoch für den US-Star. Torben Blech startet mit besten Erinnerungen in Düsseldorf. Schließlich sprang er beim ISTAF INDOOR 2021 so hoch wie nie in seiner Karriere: 5,86 Meter. Nach einer verpassten Sommersaison 2023 ist der 28-Jährige wieder zurück und bereit für neuen Höhenflüge. Unterstützt wird er dabei in Düsseldorf von einem 50-köpfigen Fanklub.

60 Meter Frauen: Bei der ISTAF-Premiere zum Sieg in Düsseldorf?

Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) ist in dieser Hallensaison schon ordentlich auf Touren gekommen. Die Staffel-Europameisterin kam mit 7,22 Sekunden bis auf drei Hundertstel an ihre Bestzeit aus dem Jahr 2017 heran. Damit war sie exakt genauso schnell wie ihre (bis jetzt) schnellste ISTAF INDOOR-Zeit, erzielt vergangenes Jahr in Berlin. Vielleicht geht’s beim Auftritt im PSD BANK DOME ja wieder Richtung Bestzeit?

Ihr ISTAF-Debüt feiert in Düsseldorf Shashalee Forbes. Dabei sprintete die 27-Jährige bereits bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio zu Silber über 4×100 Meter. Dass der Sieg am Sonntag nur über sie geht, bewies sie vergangenes Wochenende in Kingston. In Jamaikas Hauptstadt lief sie – natürlich unter freiem Himmel – die 60 Meter so schnell wie nur einmal zuvor: Mit 7,03 Sekunden egalisierte Shashalee Forbes exakt ihre Bestzeit. Über Sprint-Erfahrung in der Halle verfügt sie allerdings kaum. Das ISTAF INDOOR in Düsseldorf ist erst das dritte Hallenmeeting ihrer Karriere.

Da hat Rani Rosius schon deutlich mehr beim „Budenzauber“ erlebt. Die schnelle Belgierin hat sich in diesem Winter ihrer Bestzeit von 7,15 Sekunden schon bis auf zwei Hundertstel genähert. Auch N’ketia Seedo (Niederlande) und Orlann Oliere (Frankreich) laufen mit ihren Bestzeiten von 7,18 bzw. 7,15 Sekunden in ähnlichen Bereichen. Gespannt sein darf man auf das Top-Talent Amy Hunt. Nach einigen schwierigen Jahren hat sich die Britin wieder zurückgemeldet. Schon als 17-Jährige sprintete die Britin die 200 Meter 2019 in famosen 22,42 Sekunden. Sie möchte wie die Berlinerin Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF) im PSD BANK DOME zwei Rennen bestreiten und sich einen der sechs Finalplätze sichern.

60 Meter Hürden Frauen: Durchstarterin Franziska Schuster will nächste Bestzeit

Zwei Rennen, zwei Bestzeiten: Mit ganz viel Rückenwind kommt Franziska Schuster zum ISTAF INDOOR nach Düsseldorf.  „Ich bin sehr schnell drauf“, sagt die Deutsche Hürdenmeisterin, die ihre persönliche Rekordzeit über 60 Meter Hürden erst in Luxemburg auf 8,18 Sekunden, dann am vergangenen Wochenende in Chemnitz auf 8,17 Sekunden verbessert hat. „Jetzt hoffe ich beim ISTAF INDOOR auf eine noch schnellere Zeit“, so die Leverkusenerin selbstbewusst.

„Luxemburg war der Auftakt, in Chemnitz ging es gegen die deutsche Konkurrenz. In Düsseldorf ist die internationale Konkurrenz riesig. Da habe ich nichts zu verlieren und kann komplett angreifen. Im Vorjahr war ich in Düsseldorf schon einmal im Vorlauf dabei. Die Lichtshow, die Musik, die vielen Fans, die dicht dran sitzen, die internationalen Stars – das ISTAF INDOOR ist einfach richtig cool“, freut sich die Hürden-Aufsteigerin auf ihren Auftritt im PSD BANK DOME.

Mit dabei ist auch ein weiterer deutscher Hürden-Youngster: ihre Trainingspartnerin Marlene Meier. Die Deutsche Meisterin von 2022 ist in ihrer jungen Karriere schon zwei Hundertstel schneller gelaufen als Franziska Schuster. In diesem Jahr ist aber aktuell ihre Trainingspartnerin einen Schritt schneller. Als dritte deutsche Sprinterin startet Monika Zapalska (TV Wattenscheid 01) in Düsseldorf. Die 29-Jährige bringt viel Erfahrung mit und möchte ihre Saisonbestzeit um die eine oder andere Hundertstel nach oben schrauben.

Im Frauen-Hürdensprint beginnt bei der Acht-Sekunden-Marke die absolute Weltlasse. Die US-Sprinterin Amber Hughes gehört seit diesem Winter mit 7,92 Sekunden zu diesem Kreis und ruft schnelle Zeiten aktuell auf hohem Niveau ab. Mit derselben Bestzeit kommt Mette Graversgaard nach Düsseldorf. Die Dänin steigerte sich 2023 deutlich und will ihre neue Klasse vor den Fans im PSD BANK DOME erneut beweisen. Viktoria Forster würde zu gern die Heimreise mit einer neuen Bestzeit antreten. Diese wäre gleichzeitig neuer slowakischer Rekord. Der steht (noch) bei 8,03 Sekunden.

Weitsprung Frauen: Malaika Mihambo und die „jungen Wilden“

Erst „runder“ Geburtstag, dann prestigeträchtiger Sieg in Düsseldorf? Einen Tag nach ihrem 30. Geburtstag stellt sich Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) am Sonntag hochklassiger Konkurrenz. Obwohl die zweimalige Weltmeisterin jede Menge Erfahrung mitbringt, ist der Start beim ISTAF INDOOR immer noch etwas Besonders. „Das ISTAF INDOOR ist mit keinem anderen Meeting vergleichbar, die Stimmung ist einmalig“, sagt Malaika Mihambo.

Die Ausnahme-Weitspringerin hat sich nach einem Muskelfaserriss im Juli 2023 in dieser Hallensaison zurückgemeldet. Zum Auftakt ins Olympia-Jahr 2024 gelangen ihr am 20. Januar in Dortmund bereits gute, zum Teil knapp ungültige Sprünge – mit ihrem besten gültigen (6,65 m) wurde sie Vierte. „Es geht jetzt darum, mit jedem Sprung die einzelnen Teile immer besser zusammenzusetzen und Wettkampfhärte zu bekommen“, so Malaika Mihambo.

Da kommt ihr das „Hallen-Highlight“ in Düsseldorf gerade recht: Neben internationalen Konkurrentinnen wie der WM-Dritten Alina Rotaru Kottmann (Rumänien; VfB Stuttgart) und U20-Weltmeisterin Plamena Mitkova (Bulgarien) sind natürlich die deutschen Top-Springerinnen dabei. Saison-Aufsteigerin Laura Raquel Müller (19, Unterländer LG) verbesserte sich beim Sieg in Dortmund auf die Weltklasseweite von 6,81 Metern. Mikaelle Assani (21, SCL Heel Bader-Baden) flog dahinter auf 6,72 Meter und damit zur neuen Bestleistung. WM-Finalistin Maryse Luzolo (Königsteiner LV) startet in Düsseldorf ins Olympia-Jahr.